Der interdisziplinäre Fachkongress zu Schwangerschaft & Geburt “WIR – von Anfang an“ findet am 25./26. Oktober 2019 im Rathaus Stuttgart statt. Er richtet sich an Frauen, Eltern, Hebammen, Frauen- und Kinderärzt*innen. Alle haben ihre eigene Ausgangssituation, sind aber von den gleichen Problemen betroffen und haben somit das gemeinsame Interesse, neue Wege für die Zukunft zu beschreiten, damit Schwangerschaft und Geburt ihren Stellenwert als Grundlage der Gesundheit erhält.

Mit dem Arbeitskreis „Familie – Vertrauen – Zukunft“ (wir berichteten) ist es gelungen, all diese Beteiligten rund um die Geburt an einen Tisch zu holen. Aus diesen Treffen heraus hat sich die Idee zum Kongress entwickelt, um mehr Menschen mit einzubeziehen.

Eltern entscheiden mit
„Eigentlich ist es ja naheliegend, dass hier alle an einem Strang ziehen, aber das war lange nicht so. Umso mehr freut es mich, dass das mit dem Arbeitskreis gelungen ist“, freut sich Jutta Eichenauer, 1. Vorsitzende des Hebammenverbands Baden-Württemberg. „Ganz toll, ja einzigartig dabei ist, dass die Eltern mit dabei sind. Sie sind schließlich die Hauptakteure bei Schwangerschaft und Geburt – und die Hauptbetroffenen! Endlich wird nicht über sie hinweg entschieden. Sie diskutieren mit, sie organisieren mit und sie entscheiden mit. Das ist vor allem ihrer eigenen Vehemenz zu verdanken, mit der sie sich in der Öffentlichkeit zu Wort melden, namentlich in Elternvereinen wie „Mother Hood“ oder „Gerechte Geburt“. Seit Jahren kämpfen sie hier für ihre Rechte. Letztlich ist der Kongress auf ihre Initiative hin entstanden“, sagt Jutta Eichenauer, die selbst eine der Teilnehmer*innen am Arbeitskreis ist und auch beim Kongress mitwirkt.

Der Kongress soll dazu dienen, gemeinsam mit kritischem Blick die Realität der aktuellen Versorgung zu beleuchten, um Verbesserungen herbeiführen zu können:
„Ärzt*innen und Hebammen sind gestresst, weil zeitlicher und wirtschaftlicher Druck immer dominanter werden und es oft keine klare Rollenverteilung gibt. Fast jedes zehnte Kind wird in Deutschland zu früh geboren, viele Schwangere leiden unter Stress und Ängsten. Sie finden kaum noch Hebammen und Gynäkolog*innen, die Kreißsäle sind immer öfter überfüllt. Es ist viel Vertrauen verloren gegangen.
Gemeinsam wollen wir ausloten, was es braucht, um Vertrauen und Respekt zu stärken. Anhand von Best-Practice-Beispielen und neuen Versorgungsmodellen wollen wir zeigen, welche Lösungen in der Praxis umgesetzt werden können“, heißt es in der Ankündigung auf der Kongress-Website, wo alle ihre Position darlegen und erklären, warum gerade ihre Gruppe den Kongress nicht verpassen sollte.

Warum Hebammen den Kongress nicht verpassen sollten
Der einstige Traumberuf Hebamme ist keiner mehr – so wird es von vielen Hebammen empfunden. Die Situation in den Kreißsälen ist auch für Hebammen angespannt, aufgrund nicht besetzter Stellen und stetig angestiegener klinischer Rahmenbedingungen können Hebammen kaum noch „wirklich Hebamme“ sein. Die hoch kompetente Begleitung in Schwangerschaft, unter der Geburt und im Wochenbett wird nicht angemessen honoriert. Die Anforderungen an die ambulante Versorgung und die Kosten für die rechtliche Absicherung der Hebammen sind explodiert. Dazu kommt ein oft ungeklärtes und angespanntes Verhältnis zu den Gynäkolog*innen. Gegenseitiger Respekt ist rar. Kein Wunder, dass viele engagierte Kolleg*innen aufgeben.

Das Programm des Kongresses ist auf die Praxis ausgerichtet und stellt Lösungsansätze für die drängenden Probleme in und um die Geburtshilfe herum vor. Aus Sicht der Hebammen geht es vor allem um folgende Aspekte: Stärkung der natürlichen Geburt, neue Konzepte aus der Frühgeborenenversorgung, Ideen für Netzwerkbildung sowie Förderung der Elternkompetenz – unter Berücksichtigung neuester wissenschaftlicher Arbeiten.

Programm mit Teilnehmer*innen-Registrierung und Kosten sowie Anreise-Modalitäten und Tipps, Kooperationen, Statements

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