Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die steigende Interventionsrate während der Geburt kritisiert und fordert mehr Selbstbestimmungsrecht für Frauen. Zu insgesamt 56 üblichen Praktiken hat die Organisation Empfehlungen erstellt. Die Einhaltung dieser stellt die frauenzentrierte Betreuung in den Mittelpunkt. Das soll die Betreuung der Geburt und die des Neugeborenen zu einem ganzheitlichen, an den Menschenrechten orientierten Prozess machen.
Die Empfehlungen basieren auf der Prämisse, dass die meisten Frauen einen physiologischen Geburtsverlauf und eine normale Geburt und dabei ein Gefühl von persönlicher Leistung und Kontrolle haben möchten. Sie wollen an der Entscheidungsfindung beteiligt werden, auch wenn medizinische Eingriffe notwendig sind.
„Mit den Richtlinien setzt die WHO ein klares Zeichen“, so Frau Susanne Steppat, Präsidiumsmitglied im Deutschen Hebammenverband (DHV). „Sie gelten für alle Gebärenden aller Kulturen und unabhängig des sozialen Status.“
In der 200-seitigen WHO-Publikation „Intrapartum care for a positive childbirth experience“ („Geburtsbetreuung für eine positive Geburtserfahrung“) erfolgte eine Überprüfung einzelner Maßnahmen bzw. Praktiken, um sie als empfehlenswert oder nicht empfehlenswert einzustufen oder die Empfehlung zu geben, sie nur in bestimmten Situationen anzuwenden. In vielen Fällen sei der Trend zu immer mehr medizinischen Interventionen während Geburten überflüssig, so die WHO. Sie bemängelte beispielsweise den immer häufigeren Einsatz von Wehenmitteln zur Beschleunigung der Geburt. Bei den meisten der 140 Millionen Geburten pro Jahr weltweit seien entsprechende Maßnahmen nicht nötig.
Die WHO-Empfehlungen gibt es in englischer Sprache. Der DHV bereitet die Übersetzung der 56 Empfehlungen vor.
WHO-Empfehlungen für eine gute Geburt (englisch), deutsche Übersetzung in Vorbereitung
WHO-Richtlinien für Geburten veröffentlicht (DHV-Pressemitteilung, 21.03.2018)