Welt-Down-Syndrom-Tag 2025: Vielfalt beginnt bei Schwangerschaft und Geburt

21. März 2025 – Heute ist Welt-Down-Syndrom-Tag – ein Tag, der an die Selbstverständlichkeit der Vielfalt erinnert. Doch für viele Familien beginnt der Druck bereits in der Schwangerschaft. Wer ein Kind mit Trisomie 21 oder einer anderen Besonderheit erwartet, steht nicht nur vor medizinischen Fragen, sondern auch vor gesellschaftlichen Erwartungen, die eine vermeintlich „richtige“ Entscheidung nahelegen.

Vielfalt ist Teil unserer Gesellschaft – von Anfang an

Kinder mit Trisomie 21 oder anderen besonderen Bedarfen sind nicht „außergewöhnlich“ – sie sind Teil unserer Gesellschaft. Sie gehören dazu, von Anfang an. Vielfalt ist keine Herausforderung, sondern Realität. Es gibt nicht nur die Norm – es gibt eine Vielzahl an Lebensrealitäten, und jede verdient Anerkennung und Wertschätzung.

Dennoch erleben viele werdende Eltern verunsichernde Reaktionen:

  • „Wussten Sie das nicht vorher?“
  • „Warum haben Sie sich für dieses Kind entschieden?“

Diese Fragen vermitteln das Bild, dass bestimmte Kinder gar nicht erst geboren werden sollten. Sie erzeugen Druck, statt Eltern in ihrer individuellen Situation wertfrei zu begleiten.

Doch diese Kinder sind Teil unserer Gesellschaft – sie sind da, sie prägen unser Miteinander und bereichern unser Leben. Es ist an der Zeit, das anzuerkennen und aktiv zu unterstützen.

Pränataldiagnostik: Wahlfreiheit oder subtile Selektion?

Mit der zunehmenden Verfügbarkeit von nicht-invasiven Pränataltests (NIPT) – seit 2022 unter bestimmten Bedingungen von Krankenkassen bezahlt – verändert sich der Blick auf genetische Besonderheiten. Anstatt echte Wahlfreiheit zu ermöglichen, verstärken diese Tests oft ein gesellschaftliches Klima, in dem bestimmte Kinder als vermeidbar gelten.

  • 90 % der pränatal diagnostizierten Trisomie-21-Fälle in Deutschland enden mit einem Schwangerschaftsabbruch.
  • Eltern berichten von einseitiger Beratung und mangelnder Unterstützung nach einer Diagnose.
  • Kinder mit Behinderung sind in vielen gesellschaftlichen Bereichen nicht selbstverständlich – und genau das spiegelt sich in den Entscheidungen werdender Eltern wider.

Wenn wir über Wahlfreiheit sprechen, müssen wir auch über Strukturen sprechen:
Welche Unterstützung erhalten Familien? Welche gesellschaftlichen Signale werden gesendet? Welche Botschaft vermitteln wir, wenn genetische Besonderheiten primär als „Belastung“ dargestellt werden?

Unsere Haltung: Jedes Kind ist willkommen – und verdient es, gefeiert zu werden!

Als Hebammenverband setzen wir uns für eine inklusive Gesellschaft ein, die Familien stärkt – unabhängig von Diagnosen, Chromosomen oder anderen Besonderheiten. Eine Gesellschaft, die Kinder mit Down-Syndrom, anderen genetischen Besonderheiten oder speziellen Bedarfen nicht nur akzeptiert, sondern als selbstverständlichen Teil der Gemeinschaft feiert.

Wir fordern:
Neutrale und umfassende Beratung für alle werdenden Eltern.
Keine unterschwellige oder offene Selektion durch medizinische Standards.
Gesellschaftliche Strukturen, die Inklusion von Anfang an ermöglichen.

Vielfalt beginnt nicht erst im Kindergarten oder am Arbeitsplatz – sie beginnt in der Schwangerschaft und Geburt. Eine wirklich inklusive Gesellschaft gibt Familien die Möglichkeit, ihre Entscheidungen ohne Angst oder gesellschaftlichen Druck zu treffen.

Lasst uns die Vielfalt feiern – und nicht in Frage stellen!

Der Welt-Down-Syndrom-Tag 2025 erinnert nicht nur an das Recht auf Inklusion – sondern auch daran, dass diese Kinder da sind und dazugehören. Sie verdienen nicht nur Akzeptanz, sondern auch Freude, Respekt und Wertschätzung.

Lasst uns aufhören, über das „Ob“ zu diskutieren – und anfangen, das „Wie“ zu gestalten.