Gratulation: Niedersachsen schafft 140 neue Studienplätze für angehende Hebammen, um die gesetzlichen Vorgaben des Hebammenreformgesetzes umzusetzen.
Auch in Baden-Württemberg hat die Umsetzung der Akademisierung begonnen: Im Rahmen der bestehenden Gesetzgebung gibt es derzeit eine geringe Anzahl von ausbildungsintegrierenden Studienplätzen und den für Baden-Württemberg ersten primärqualifizierenden Studiengang in Tübingen mit Doppelabschluss Akademischer Grad Bachelor of Science „B.Sc. Hebammenwissenschaft“ und Berufszulassung als Hebamme / Entbindungspfleger. In Zahlen: Zu den bestehenden 45 Plätzen an den Dualen Hochschulen Baden-Württemberg (DHBW) in Heidenheim und Karlsruhe kommen je 30 Plätze an der DHBW in Stuttgart und der Universität Tübingen.
Auf Angebot folgt Nachfrage
“Zu wenig. Aber wir befinden uns nach wie vor im engen Austausch mit den politischen Gremien in Baden-Württemberg sowie den Hochschulvertretern, um die Akademisierung in unserem Bundesland voran zu treiben. Natürlich müssen die Lücken zügig geschlossen werden”, drängt Jutta Eichenauer, 1. Vorsitzende des Hebammenverbands Baden-Württemberg. “Es ist wie immer – und das ist ein typisches Phänomen, das nicht nur uns betrifft: einen Bedarf erkennt man erst, wenn es ein Angebot gibt. Nur weil die Hebammenausbildung seit Jahrhunderten anders angeboten wurde, heißt das nicht, dass Frauen, die sich für diesen Beruf entscheiden, nicht studieren wollen. Ein völlig absurder Gedanke! Wer bereit ist, einen Beruf mit so viel Verantwortung zu ergreifen, der scheut sich auch nicht vor einem Studium. Im Gegenteil”, so die Hebamme.
Schon jetzt zeichnet sich ab, dass es mehr BewerberInnen als Studienplätze gibt. Diese Nachfrage widerlegt auf das Deutlichste die Einwände, die jüngst von Seiten der Gynäkologen gegen die Akademisierung der Hebammenausbildung erhoben wurden (wir berichteten).
Bestmögliche Versorgung ist oberstes Ziel
Für Eichenauer ist klar, an der Akademisierung des Hebammenberufs führt kein Weg mehr vorbei. Damit könnten zahlreiche Probleme gelöst werden, angefangen vom Hebammenmangel über die Honorierung bis hin zu Anerkennung und Respekt – und in Folge dessen das Wichtigste: eine bessere Versorgung von Schwangeren, ihren Babys und Familien.
Der Hebammenverband Baden-Württemberg engagiert sich aus diesem Grund seit Jahren für die Akademisierung und unterstützt von Anfang an das Vorhaben mit Expertisen für die Konzeption des Studiengangs. Seit 2013 laufen die Bemühungen, doch der Start hat sich immer wieder wegen vielerlei Hindernissen verzögert. Mit dem Gesetzentwurf für eine Reform der Hebammenausbildung gemäß EU-Richtlinie, die ab 2020 für alle Mitgliedstaaten verpflichtend gilt, ist Bewegung in die Sache gekommen. „Längst überfällig“, so Eichenauer, die es beschämend genug findet, dass Deutschland in dieser Sache die Rote Laterne von Europa hält.