Die letzte Sitzung des Runden Tischs Geburtshilfe in der jetzigen Konstellation fand am 9. Oktober 2020 statt. Geeigneter Anlass, um Bilanz zu ziehen und eine Fortführung des Austauschs zu bestimmen.
Zukünftig wird sich der Runde Tisch Geburtshilfe einmal im Jahr treffen, um die auf den Weg gebrachten Maßnahmen (s. u. Maßnahmenplan) gemeinsam anzuschauen, zu beurteilen und – wo Veränderungsbedarf besteht – zu verbessern.
Der Runde Tisch Geburtshilfe wurde auf der Landesgesundheitskonferenz am 19.10.2016 beschlossen, die konstituierende Sitzung fand am kam 24. Januar 2017 statt (wir berichteten).
Der Hebammenverband Baden-Württemberg, der das Konzept für das Gremium erstellt hatte, legte großen Wert darauf, dass sich nicht nur die rund um die Geburt beteiligten Berufsvertreter*innen austauschen, sondern vor allem die Eltern, als die wesentlich Betroffenen, mitwirken sollten. Und so kamen alle an einem Tisch: Eltern gleichermaßen wie der Hebammenverband Baden-Württemberg, die Kassenärztliche Vereinigung, die Krankenhausgesellschaft, gesetzliche Krankenversicherungen, Kommunale Landesverbände, die Landespsychotherapeutenkammer, die Landesärztekammer sowie die Frauen-, Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte.
Im Mai 2018 wurde ein Maßnahmenplan zur Versorgungssituation in der Geburtshilfe im Gremium erarbeitet (wir berichteten) und um die Rückmeldungen der Teilnehmenden ergänzt (s. u. Maßnahmenplan). Die Beschlüsse der Sitzung vom 10. Mai 2019 wurden vom Sozialministerium zusammengestellt.
Fünf Beschlüsse wurden gefasst:
1. Lokale Gesundheitszentren mit Fokus auf gemeinsamer Betreuung von Schwangeren, Gebärenden und Wöchnerinnen
2. Mitarbeiter- und familienfreundliche Geburtshilfe in den Kliniken
3. Förderung von Neu- und Wiedereinstieg in den Beruf
4. Qualitätssicherung und Evaluation
5. Formalisierte Willensbekundung zur gemeinsamen Betreuung von Schwangeren, Gebärenden und Wöchnerinnen
Punkt 5 konnte bisher nicht abgeschlossen werden. Die Formalisierte Willensbekundung im Entwurf des Sozialministeriums wurde vom Hebammenverband angenommen, vom Berufsverband der Frauenärzte jedoch abgelehnt. Deren daraufhin eingebrachten eigenen Entwurf konnte der Hebammenverband nicht mittragen. „Von der explizit angestrebten interprofessionellen Annäherung haben wir uns mehr versprochen. Vor allem die Zusammenarbeit mit dem Berufsverband der Frauenärzte lässt zu wünschen übrig, wie die gescheiterte gemeinsame Willensbekundung zeigt“, so Jutta Eichenauer als Vertreterin der Hebammen.
Die 1. Vorsitzende des Hebammenverbands Baden-Württemberg zieht eine grundsätzlich positive Bilanz. Die Missstände seien benannt und viele gute Projekte auf den Weg gebracht worden. Vor allem seien hilfreiche Kontakte entstanden und es konnte ein zukunftsfähiges Netzwerk für den Austausch geknüpft werden. Dennoch bleibt die Hebamme nüchtern: „Mit Feuereifer sind wir in das Projekt gestartet, etwas ernüchtert ziehen wir heute Bilanz. Dem Auf- und Ausbau der interprofessionellen Zusammenarbeit, Kern des Runde Tisches, hat sich der Berufsverband der Frauenärzte an maßgeblichen Stellen entzogen, daher blieben manche Themen auf der Strecke. Da sehen wir Hebammen noch großen Nachholbedarf.“
Die Zeit ist reif
Die Themen des Runden Tisch in Baden-Württemberg beschränken sich natürlich nicht auf das Bundesland. Sie sind drängend und es tut sich viel: mittlerweile gibt es in fast allen Ländern solche oder ähnlich Austauschformate. Und selbstverständlich ist auch der Deutsche Hebammenverband in seiner bundesweiten Funktion aktiv. So hat der DHV den Zukunftsdialog Geburtshilfe ins Leben gerufen, zu dem alle Akteure rund um die Geburt eingeladen waren (11./12.03.2020). Im Zukunftsforum Hebammenarbeit (5./6.10.2020) haben die Hebammen ihren Standpunkt separat erarbeitet (siehe Ankündigung). Ihr geschärftes Profil, ihre Erkenntnisse und Visionen werden die Hebammen in das Zukunftsforum Geburtshilfe im November 2020 einbringen.
Maßnahmenplan zur Verbesserung der Situation der Geburtshilfe in Baden-Württemberg (Empfehlungen)
Erstellt für das Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg, 15.04.2019
Weitere Informationen gibt es auf der Website des Ministeriums für Soziales und Integration Baden-Württemberg.
Beitragsbild: Es handelt sich hier um das Foto einer früheren Sitzung.