Der Familientag zum Thema „Selbstbestimmung in der Geburtshilfe: Familienrechte in Gefahr“ am 13. November 2016 in Offenburg erhielt wieder einmal großen Zuspruch. Die Regionalgruppe Offenburg/Ortenau der Elterninitiative Mother Hood und die Kreisgruppe Ortenau des Landeshebammenverbands Baden-Württemberg hatten gemeinsam dazu eingeladen.

Als Hauptreferentin war die Frauenbeauftragte des Landes Bremen, Ulrike Hauffe, zu Gast. Die Politikerin und Psychologin überzeugte mit ihrem Vortrag „Wirklich selbstbestimmt? Von der Wahlfreiheit während Schwangerschaft und Geburt und ihren Tücken“. Sie ging unter anderem auf die Hintergründe für die Medikalisierung und Pathologisierung des Frauenkörpers ein, erklärte das wachsende Bedürfnis der Frauen nach Rückversicherung und zeigte auf, wie wenig Schwangere heute auf ihre Empfindungen vertrauten.
Sie plädierte für die Stärkung der natürlichen Geburt durch gemeinsames Handeln, z. B. wie das „Bremer Bündnis zur Unterstützung der natürlichen Geburt“. Sie empfahl den Frauen und Familien, ihre Stimme zu erheben und so Druck auf die Politik auszuüben.

Podiumsdiskussion
In der Podiumsdiskussion kamen neben Ulrike Hauffe weitere Expertinnen zu Wort, die die Situation in der Geburtshilfe aus ihrer Perspektive schilderten.
Christel Scheichenbauer, Vizevorsitzende des Hebammenverbands Baden-Württemberg, warnte unter anderem eindringlich vor einer weiteren Zuspitzung der Belastung von Klinikhebammen, sonst könne eine sichere Geburtshilfe in den Kliniken nicht mehr länger gewährleistet werden.
Sarah Schulze von der Elterninitiative Mother Hood formulierte aus Sicht einer Mutter, wie wichtig der Faktor Zeit während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett auch für die Selbstbestimmung sei.
Nikola Kotlarski, Gynäkologin am Ortenau-Klinikum Achern, sprach über ihre Vorstellung von bindungsorientierter Geburtshilfe.
Die freie Hebamme Raphaela Greminger aus Offenburg schilderte ihre Beweggründe, warum sie den Beruf der Geburtshelferin ergriffen hat.
Das überwiegend junge Publikum stellte zahlreiche Fragen, die von den Expertinnen versiert beantwortet wurden, und nahm Impulse und auch Lösungsansätze mit nach Hause.

Historischer Ort – symbolischer Akt
Passend zum Thema fand die Veranstaltung an historischem Ort statt, dem Offenburger Salmen. 1847 trafen sich hier die „Entschiedenen Freunde der Verfassung“ und riefen die „13 Forderungen des Volkes in Baden“ aus. Der Revolutionsgedanke gefiel den Organisatorinnen: als die Entschiedenen Freunde der Geburtshilfeformulierten sie analog zu den damaligen “Forderungen des Volkes” dieFamilienforderungen” für ihren Familientag.

Die Zusammenarbeit zwischen der Regionalgruppe Offenburg/Ortenau der Elterninitiative Mother Hood und der Kreisgruppe Ortenau des Landeshebammenverbands Baden-Württemberg ist ein Novum und soll fortgesetzt werden, denn beide haben viele gemeinsame Ziele, die auch gemeinsam angepackt werden können.

Unser Bild zeigt das Podium (von links): Sarah Schulze (Mother Hood), Raphaela Greminger (freie Hebamme), Jürgen Becker (Moderator), Christel Scheichenbauer (Hebammenverband), Nikola Kotlarski (Gynäkologin am Ortenau-Klinikum) und Ulrike Hauffe (Landesfrauenbeauftragte Bremen). Foto: Peter Fritsch

Podiums-Reden:
– Selbstbestimmte Geburt – Ulrike Hauffe (Mother Hood Ortenau)
– Gedanken einer Mutter – Sarah Schulze (Mother Hood)