Ordentlich Lüften heißt die Parole für den Winter. Weil mittlerweile sicher ist, dass mit Viruspartikeln angereichertes Aerosol die Hauptquelle für eine Corona-Infektion ist, lautet die Infektionsschutz-Formel jetzt
AHA+L: Abstand, Hygiene, Alltagsmasken + Lüften!
Luftfilter ungeeignet!
Nun häufen sich in den Elektromärkten und Online-Shops die Angebote für Luftfilter. Doch hier ist Vorsicht geboten! Gängige Luftfilter sorgen durch das Umwirbeln der Raumluft eher für eine größere Verbreitung der Viruspartikel in geschlossenen Räumen. Für den Gebrauch in den Pflege- und Gesundheitsberufen entsprechen Sie nicht den Vorschriften!
Häufiges und richtiges Lüften hingegen kann helfen, ein Übertragungsrisiko durch an Aerosolen anhaftenden Krankheitserregern deutlich zu reduzieren – und ist somit ein wichtiger Bestandteil des Infektionsschutzes.
Auch HEPA-(H13)-Filter ersetzen nicht das regelmäßige Lüften
Verunsicherung besteht aufgrund einer vorab veröffentlichten Studie von Atmosphärenforschern der Goethe-Universität Frankfurt, die zeigt, dass Luftreiniger 90 Prozent der Aerosole in Schulklassen beseitigen können. Hierbei handelt es sich um Luftreiniger der Filterklasse HEPA (H13). Allerdings betont einer der Forscher, Joachim Curtius, dass bei den Messungen die CO2-Konzentration häufig über den empfohlenen Grenzwerten gelegen hätten. Um das kontrollieren zu können, empfiehlt er die Installation von CO2-Sensoren und betont, dass nur das regelmäßige Öffnen des Fensters die CO2-Konzentration im Raum senken könne.
„Es steht mir nicht zu, diese Filter auch für den Gebrauch in Räumen der Gesundheitsberufe zu empfehlen, dafür fehlt mir die nötige Expertise. Ungeachtet dessen sind Investitionen dieser Größenordnung, also Luftfilter plus CO2-Sensoren, für kleine Einrichtungen wie Hebammenpraxen sicher nicht machbar“, so Jutta Eichenauer, 1. Vorsitzende des Hebammenverbands Baden-Württemberg.
Babymassage
Aufgrund der Erkenntnisse schließt sich das Angebot von Babymassagen aus, da hierfür eine ausreichende Raumtemperatur erforderlich ist. Durch vorschriftsmäßiges Lüften kann diese Raumtemperatur nicht gehalten werden. Handelsübliche mobile Raumluftfilter sind keine Alternative zum Lüften und stellen eher ein erhöhtes Infektionsrisiko dar. Professionelle raumlufttechnische Anlagen sind für die Berufsgruppe sowohl in der Anschaffung als auch in Wartung und Pflege zu teuer.
Aerosol – so schweben Viren durch die Luft
Umfassende Informationen
Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) hat Tipps und weiterführende Fachinformationen zusammengestellt, wie (Arbeits-)Räume unter Corona Bedingungen richtig gelüftet werden, weshalb mobile Raumluftgeräte für den Infektionsschutz ungeeignet sind und welche professionellen raumlufttechnischen Anlagen derzeit am Markt sind.
Die wichtigsten Punkte der BGW kurz zusammengefasst:
• Stellen Sie eine ausreichende Frischluftzufuhr von außen durch freie oder technische Lüftung sicher.
• Richtiges und fachgerechtes Lüften von Gebäudeinnenräumen bewirkt eine wirksame Verringerung der Konzentration von Viren, die z. B. durch Sprechen, Niesen oder Husten ausgeschiedenen werden. Dies senkt das Infektionsrisiko in Räumen, die von mehreren Personen genutzt werden.
• Wichtig: Durch einzelne lüftungstechnische Maßnahmen können Infektionsgefahren zwar minimiert, aber nicht vollständig ausgeschlossen werden. Wirksamer Infektionsschutz besteht aus der AHA+L-Formel = Abstand, Hygiene, Alltagsmasken + Lüften!
Natürliche/Freie Lüftung
• Lüften Sie ihre Räume durch das Öffnen von Fenstern, sollten in Corona-Zeiten Büro-, Veranstaltungs- und Seminarräume alle 20 Minuten für mindestens 5 – 10 Minuten gelüftet werden. Dabei ist die Stoßlüftung mit weit geöffneten Fenstern und am besten auch mit zusätzlich weit geöffneten Türen am effektivsten.
Technische Lüftung – Raumlufttechnische Anlagen
• Minimieren Sie bei RLT-Anlagen den Umluftbetrieb. Wenn möglich, verzichten Sie ganz darauf. Kann ein Umluftbetrieb nicht vermieden werden, sollten nach Möglichkeit höhere Filterstufen eingesetzt werden (z. B. von Klasse F7 auf F9), sofern technisch möglich können auch HEPA-Filter der Klassen H13 oder H14 verwendet werden.
• Generell sollte darauf geachtet werden, dass sich möglichst wenige Personen gleichzeitig in einem Raum aufhalten. Kann eine hohe Belegungsdichte in Innenräumen nicht vermieden werden, ist eine Überprüfung der Luftqualität sinnvoll. Hierbei wird die CO2-Konzentration mithilfe von CO2-Messgeräten oder –Ampeln gemessen. Hinweis: In Nicht-Pandemiezeiten sind bis zu 1.000 ppm CO2 akzeptabel. Dieser Wert sollte in Zeiten einer Pandemie immer unterschritten werden.
Mobile und dezentrale Lüfter
• Mobile und dezentrale Lüfter arbeiten nicht mit frischer Luft von außen, sondern mit der Luft, die sich im Raum befindet. Es findet also kein Luftaustauch statt. Stattdessen wird die vorhandene Luft durch den Lüfter schneller im Raum durchmischt und verteilt so die möglicherweise virenbelasteten Aerosole – dies führt zu einem höheren Infektionsrisiko.