Rückblick auf die Bad Boller Hebammentage von 15. bis 17. April 2016

Bad Boll steht traditionell für etwas ganz Einzigartiges:
Die Abgeschiedenheit des Veranstaltungsorts ermöglicht das Eintauchen in eine geschützte Sphäre mit hochkarätigen Vorträgen und Workshops, anregenden Diskussionen, interessanten Kontakten, mit viel Ruhe und Muße für schöne Gespräche. Kollegialität pur. Nach drei Tagen taucht man wieder auf, frisch gestärkt durch feine Begegnungen, fachliche Anregungen und ein Verwöhnprogramm für alle Sinne.

So war es auch dieses Mal wieder. Die Auswahl der Vorträge war darüber hinaus so gut gelungen, dass man das Gefühl hatte, das eine Thema setzt sich im anderen fort. Das Zusammenspiel war optimal.

Die Vorträge waren enorm aufschlussreich und die Arbeit in den Workshops wieder sehr intensiv. Alle Teilnehmerinnen waren hoch zufrieden, und beim traditionellen Festabend am Samstag haben sie aus den Workshops kleine auflockernde Einlagen mit Tanz und Pantomime geboten, um die anderen aus dem Stehgreif über die Inhalte der Workshops zu informieren.

Krönender Abschluss am Sonntag war der Impulsvortrag von Ulrike Hauffe zum Thema Bewegung und Gegenbewegung: Wie beeinflussen sich Frauenbewegung und Geburtshilfe/Frauengesundheit? Die Bremer Landesbeauftragte für Frauen und Leiterin der Bremischen Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau lieferte mit ihren Thesen den Einstieg in die anschließende Podiumsdiskussion. Mit ihrem Wissen, ihrem scharfen Blick, ihrem Einfühlungsvermögen und ihrer Persönlichkeit hat sie die Zuhörer beeindruckt: Standing Ovations!

Selbstbestimmung heute?
Die anschließende zweistündige Podiums-Diskussion war entsprechend angeregt. Die Vertreterinnen und Vertreter aus Hebammenwissenschaft, Ärztekammer, Politik und Krankenkasse sowie erstmals auch die Elternvertreter diskutierten mit dem Gremium und den Kolleginnen aus dem Auditorium. Dank einer hervorragenden Moderation lief der Austausch reibungslos und für alle gewinnbringend.

Die aus dem Impulsvortrag gelieferte These: Wie weit kann die Selbstbestimmung gehen. Das in den 80er Jahren erkämpfte Selbstbestimmungsrecht der Frauen schlägt derzeit um in eine scheinbare Selbstbestimmung, denn was das Gebären angeht, so werden die Frauen heute von allen Seiten her mit Vorschriften und Vorsichtsmaßnahmen bestürmt und somit verunsichert. Der selbstbewusste und vor allem selbst bestimmte Umgang mit dem eigenen Körper ist längst wieder in Frage gestellt. Die Teilnehmer haben diese These aus dem jeweils eigenen Blickwinkel beleuchtet und Lösungsvorschläge geliefert.

Eltern neu dabei
Alle Vertreter, vor allem aber die aus Politik und Kasse, konnten viel Anregung und auch viel Kritik mitnehmen. Die Elternvertreter haben sich über die Integration in die Debatte besonders gefreut. In kleinerem Rahmen und an runden Tischen sind sie bisher durchaus vertreten gewesen. Ein Novum war Ihre Einladung zu einem öffentlichen Podium dieser Größenordnung – in anderen Bundesländern sei man noch nicht so weit, so eine Vertreterin.

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Auf dem Podium von links nach rechts:

– Dr. rer. medic. Christiane Schwarz, Hebamme, Gesundheitswissenschaftlerin
– Jutta Eichenauer, Landesvorsitzende des Hebammenverbandes BaWü
– Dr. Ulrich Clever, Präsident der Landesärztekammer BaWü
– Bärbel Mielich, Vorsitzende des Sozialausschusses und gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion Grüne im Landtag
– Dr. Irmgard Ehlers, Studienleiterin Evangelische Akademie, Moderatorin – Monika Findeis, Leitung Fundraising und Recherche, Motherhood e.V. Bundeselterninitiative zum Schutz von Mutter und Kind während Sch.sch. Geburt und 1.Lenensjahr
– Frank Winkler, Dipl.-Verwaltungswissenschaftler, Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) Landesvertretung Baden-Württemberg
– Ulrike Hauffe, Bremer Landesbeauftragte für Frauen, Leiterin der Bremischen Zentralstelle für Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau

Impressionen

Fotos: Elke Schönherr, Aalen.