Die Deutschen Hebammenverbände sowie der Europäische Hebammenverband reagieren ihrerseits mit Offenen Briefen auf den Offenen Brief der der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), des Berufsverbands der Frauenärzte (BVF) vereint im German Board and College of Obstetrics and Gynecology (GBCOG) vom 15. Juli 2019. Überraschend warnt die Ärzteschaft in letzterem davor, dass die Umsetzung der EU-Richtlinie (Hebammenreformgesetz) zu einer massiven Verschärfung des Hebammenmangels und somit zu einer Verschlechterung der geburtshilflichen Versorgung in Deutschland führen würde. Diese und weitere Fehlannahmen des Schreibens werden von den Hebammenverbänden mit ihrem Offenen Brief an die Abgeordneten des Bundestags korrigiert.

„Wir Hebammen begrüßen den Gesetzentwurf zum Hebammenreformgesetz (HebRefG), der ja als europäische Forderung längt überfällig ist und bei uns schon lange vorbereitet wird. Warum die Ärzteschaft jetzt auf einmal mit ihren Bedenken an die Öffentlichkeit geht, ist nicht nachvollziehbar. Zudem wird weder sachlich noch fachlich richtig argumentiert. Eine Korrektur war zwingend, da sind sich alle Hebammenverbände einig. Und wir befinden uns in bester Gesellschaft: auch unsere europäischen Kolleginnen und die internationalen Hebammenverbände sind für die Akademisierung der Hebammenausbildung“ so Christel Scheichenbauer, 2. Vorsitzende des Hebammenverbands Baden-Württemberg. Die engagierte Hebamme betont: „Hier geht es nicht um Eitelkeiten, auch wenn es enorm wichtig ist, dass sich alle Berufsgruppen rund um die Geburt mit dem gleichen Respekt begegnen, der ihnen zusteht. Nur so können wir die bestmögliche Versorgung von Mutter und Kind erreichen. Bei der Akademisierung geht es aber vor allem darum, den gestiegenen Anforderungen an unseren Beruf (zum Beispiel neue Technologien) durch eine erweiterte Ausbildung gerecht zu werden.“

Beste Kombination: klinische Ausbildung und akademische Bildung

Auch der Europäische Hebammenverband EMA (European Midwives Association) hat auf die nicht nachvollziehbare Warnung der Gynäkologen reagiert und sich damit an den Deutschen Bundestag gewandt. Die EMA spricht von Angstmacherei, da die Argumente nicht belegbar seien. Wir freuen uns über die europäische Unterstützung und begrüßen vor allem die Kernaussage des EMA-Briefes:
die neue Hebammenausbildung beschreite den Weg des „fit-for-future“ und bringe das Beste der beiden Welten zusammen, klinische Ausbildung mit akademischer Bildung.

Offener Brief der EMA European Midwives Association, 23.08.2019